Fontane Rallye 2010

27.03.2010

Der Wahnsinn, im 2. Rennen gleich den 2.Platz in der Klasse F8 und Gesamt 10. Am 23.4.2010 ging es zur Rallye Fontane in Neuruppin. Gerade mal einen Monat nach meiner ersten Veranstaltung in Wittenberg, verspürte ich ein komisches Kribbeln im Gasfuß. Das muss die Sucht nach Rallye fahren serowin, dachte ich mir. Da gibt’s nur eins, das muss befriedigt werden. Wem der Vorbericht zu lang ist, der liest einfach wieder ab WP1. Also ganz von vorn.

Eigentlich wollte ich nicht sofort wieder ins Auto steigen, aber nach einiger Überlegung und Anraten meines Rallyeratgebers Stefan Monte, wurde mir klar, die Rallye Neuruppin ist ein Heimspiel für mich. Warum hunderte Kilometer durch Deutschland reisen, wenn das Glück so nahe liegt. Da gab es nur ein paar Kleinigkeiten, die dagegen sprachen. Basti mein Co., konnte für diesen Termin nicht einspringen. Stefan Monte besorgte mir aber sofort einen Ersatz, der aus der Neuruppiner Gegend war. Dann gab es noch die Schwierigkeit, das OK von meiner Familie zu bekommen.  

Der ich erst vorher vollmundig versprach, dass ich nicht jeden Monat auf Achse bin, um Rallye zu fahren. Da es einiges an Geld kostet, um dort anzureisen, das Auto fit zu machen und es natürlich auch nicht so toll ist, wenn klein Lisa, Mama alleine nervt. Dann gab es auch noch technische Probleme am Wagen. Zum Glück hab ich den zuverlässigsten Rallyeschrauber der Welt gefunden. Und so machte sich Sandro Greinert ans Werk. Erst mal musste die Bremse zerlegt und gesäubert werden, dabei viel ihm der schlechte Zustand meiner Bremsbeläge auf. Dann sollten noch Stahlflex Bremsleitungen verbaut werden, da meine alten Gummischläuche schon porös waren. Kein Wunder nach 20 Jahren. Gesagt getan, nur hatte ich die falschen Leitungen bestellt und so konnten nur die vorderen gewechselt werden. Damit meine Hydrostößel nicht mehr so extrem klappern, hat mir Sandro noch frisches Öl für meinen Motor spendiert, welches etwas niedriger Viskos ist, dazu noch ein Additiv und schon läuft die Kiste wieder ruhig.

Was mich die ganze Zeit über beschäftigte, war die Wahl des richtigen Reifenprofils. Nach einigen hin und her, hab ich mich entschlossen nicht mit Schotterreifen zu starten. Sicher wäre ein Schotterreifen die richtige Wahl gewesen, aber ich komme mit den Dingern auf Asphalt gar nicht klar. Auch wenn 39% auf Schotter gefahren wurden und der Was mich die ganze Zeit über beschäftigte, war die Wahl des richtigen Reifenprofils. Nach einigen hin und her, hab ich mich entschlossen nicht mit Schotterreifen zu starten. Sicher wäre ein Schotterreifen die richtige Wahl gewesen, aber ich komme mit den Dingern auf Asphalt gar nicht klar. Auch wenn 39% auf Schotter gefahren wurden und der Festbelag eher eine verdreckte Fahrbahn ist. Meine Wahl fiel auf den Quadrack3 von Vredestein. Nein kein Rallyereifen, aber die 318is Cup Leute fahren auch aus Kostengründen mit solchen Teilen. Da ich es auch nicht so Dicke habe und man mit diesem Sommer-Winterreifen Mix auch gut Asphalt und Schotter fahren kann, war es wohl auch eine gute Entscheidung.

Als Ersatzreifen mussten wieder 2 völlig abgeranzte Reifen herhalten, ich werde schon keinen brauchen, dachte ich mir so, und hatte damit dieses mal Recht behalten. Das Auto sollte eigentlich am Freitag, eine Woche vor der Rallye, fertig sein um noch eine Testrunde zu drehen. Leider verschob sich der Termin, es gab noch einige Sachen die repariert werden mussten. So bekam der BMW noch 3 neue Radlager und der Fertigstellungstermin verschob sich auf Samstag. Am Sonntag sagte mir Sandro dann, er bekommt den Wagen erst zu Montagabend fertig, also erst mal nix mit testen. Montagabend bekam ich dann auch meine Karre, der BMW hatte nun neue Bremsbeläge. Nun machte ich mich dran Sicherheitsfolie auf die 4 Seitenscheiben zu kleben. Die beiden Türscheiben hab ich ausgebaut, aber auf die Seitenscheiben hatte ich schon keinen Bock mehr. Eine baute ich aus, die andere hab ich von innen im Auto beklebt, schön durch das Käfiglabyrint gekämpft, bewaffnet mit Folie und Sprühflasche. Beinahe hätte mich die Feuerwehr wieder raus schneiden müssen, so eng ist es dort drin. Am Donnerstag bekam ich noch 2 neue Felgen, die ich dann auch noch getauscht habe. Um ehrlich zu sein, hat Sandro die getauscht, der eigentlich zum Geburtstag seines Bruders wollte.

Es gibt aber wichtigeres als Geburtstag zu feiern, und so haben wir noch die zerkloppten Felgen ausgemustert. Schnell noch mal ne Runde damit fahren, aber nur nix mehr kaputt machen und fertig zur Rallye Fontane. Na ja, nicht ganz, meine defekten Stoßdämpfer konnte ich in der Kürze der Zeit nicht mehr reparieren, nun musste es auch so gehen. Als ich am Freitagabend in Neuruppin angekommen bin, hab ich meinen neuen Co Norman kennen gelernt. Ich und Norman waren uns einig, dass wir eh nix reißen können und auf ankommen fahren sollten. Zu allem Überfluss kam dann auch noch seine Mutter abends vorbei und hat mir ins Gewissen geredet. Schließlich wollte sie ihren Sohn unversehrt wieder haben. Das hat mindestens 5 Sekunden pro WP gekostet (kleiner Scherz). Norman war mindestens so aufgeregt wie ich und faselte immer was von nicht gegen die Bäume fahren, worin ich ihm uneingeschränkt recht geben musste. So nun genug gelabert. Aufschieb war ziemlich entspannt und unkompliziert, also auf zur ersten WP.

WP 1

Start der WP1 erfolgte auf Asphalt und über die Hälfte der WP wurde auch auf Asphalt gefahren. Der Streckenposten zählt runter und ich lege meine ersten Meter auf Asphalt im Renntempo zurück. Erster Gang bis über den roten Bereich, dann den 2. Gang, die Räder kratzen nochmal kurz und dann auch schon der 3. Gang, ich schalte mit viel Nachdruck damit die richtigen Gänge auch drin sind. Nach 300m der erste 90grad Abzweig, beim raus beschleunigen kommt das Heck leicht rum und da ist wieder das Gefühl was Rallyefahren zu Sucht macht. Die ersten Kilometer auf Asphalt sind recht unkompliziert und ich konzentriere mich auf das richtige Runter schalten, um nicht den selben Fehler wie in Wittenberg zu machen. Die Schikanen fahre ich recht ruhig. Wir sind beide der Meinung, mit durchheizen versauen wir mehr als wir gewinnen können. Klappt alles recht gut, dann geht’s auf ein extrem welliges Schotterstück, welches locker 900m lang ist. Im Aufschrieb steht rechts halten und das passt ganz gut. Wir heben an manchen Stellen ziemlich hoch ab und Norman meint zu mir, nach jedem harten Einschlag „ruhig“. Nach dieser Ansage lupfe ich das Gaspedal und mein Kopf sagt mir, mach mal nen bisschen langsamer, du zerschießt dir nur das Auto. Mein Fuß aber drückt immer wieder drauf, bis zum nächsten „ruhig“. Am Ende der langen Geraden steht die Tachonadel bei knapp 120km/h, bevor wir in einen engen Abzweig abbiegen. Am äußeren Rand steht ein Pfahl, den wir uns im Aufschrieb vermerkt haben. Zum Glück sagt Norman die Kurve als rutschig an, so dass wir gerade am Pfahl vorbei kommen. Danach kommt ein nicht enden wollendes Waschbrett, in den tiefen Löchern könnte man parken und die anderen drüber fahren. Irgendwann treffen wir wieder auf festen Untergrund, den wir im Drift erobern. Dann folgt eine lange links,  ich muss kurz korrigieren, aber gerade das macht Laune. Wieder auf einer Geraden bis 120 beschleunigen, dann kommt die Ansage 2 links cut Graben außen. Der Graben steht da im Aufschrieb, um ihn nicht mit dem Auto zu befahren. Soll mir also sagen, nicht am Limit duchbrezeln!

Anschließend treffen wir wieder auf ein Abzweig, den ich links auf dem Rasen anfahre, vielleicht geht der Bock ja nochmal quer. Er tut mir den gefallen, was zwar nicht schnell ist, aber glücklich macht ;-). Weil ich aber immer zu früh auf der Bremse war, versuch ich es bei der nächsten Gelegenheit raus zu zögern und verbremse mich ordentlich. Ich schau dezent zu Norman rüber, ob der es bemerkt hat, natürlich der sitzt ja auch im selben Boot. Ich sag nur kurz zu ihm „war zu spät gebremst“ als ob es nur einen Tick zu spät war. Die folgende Gerade hat nur leichte Wellen. Diese befreunden sich aber mit meinen, nicht ganz fitten, Dämpfern und bescheren uns einen schönen Seegang. Auf dem Rest der WP hab ich noch einen Patzer an einer rutschigen 2 links, bei der ich mich fast drehe und noch einen Patzer an einer Schotter links 2 bei der ich zur Handbremse greife, die mir aber das gewünschte driften verwehrt. Im Ziel holen wir noch das Shake Hands nach und machen uns auf zur WP 2.

WP2

das ist eine kurze WP mit einem Rundkurs. Gleich am Anfang fällt der Sprechfunk aus, so kommt ihr auch mal in den Genuss den Beifahrer zu hören (auf dem Video), für mich war er noch zu leise. Zum Glück ging sie 2 kurven später wieder an. Ich spare mir mal jedes Loch einzeln aufzuführen. Es gab 2 Handbremskurven die auch klappten. Einige Löcher musste ich komplett umfahren und den Rest der Kurven versuche ich gerade durch zu schneiden. Am Ende kommt noch eine enge nach außen abschüssige rechts 2 lang die noch ne fette Bodenwelle in der Mitte hat und durch eine Unterführung durch geht. Ich mach etwas langsamer, damit wir auch durch die Einfahrt passen. Dann geht’s zum Regrupping und dort sehen wir auch die ersten Zeiten. Wir sind gutes Mittelfeld und haben noch Potenzial. Also auf zur WP 3, die die gleiche wie WP 1 ist.

WP3

dieses Mal nehme ich mir vor eine Kohle nach zuschmeißen, wir kennen jetzt den Kurs und können uns aufs wesentliche konzentrieren. Ich hab am meisten beim zu frühen anbremsen an Zeit verloren, deswegen steig ich beim ersten Abzweig einfach später auf die Bremse. Na klar verbremst, Jürgen reiß dich zusammen und mit einem kurzen Kopfschütteln ärgere ich mich über mich selbst. Dann geht’s planmäßig weiter. Das später bremsen passt an allen anderen Kurven und so gewinnen wir Stück für Stück etwas Zeit. Die tiefen Schotterlöcher schütteln uns nochmal ordentlich durch, bis wir den rettenden Asphalt erreichen.


Dort gab’s ja eine rechts 2 mit Graben außen, ich lenke etwas scharf ein und das Heck steht schon am Anfang der Kurve Richtung Graben. Macht aber nix, Platz ist genug und so wird’s eben ein geiler, langer Drift. Bei der Zieleinfahrt geht’s dann völlig mit mir durch, ich bleibe natürlich kurz vorm Ziel voll auf dem Gas, der BMW bockt wie ein alter Gauel und schlägt nach rechts und links aus. Das erinnert mich an Colin McRae Rallye2, wo man sich im Ziel nochmal um 180 Grad dreht. Wir sind hier aber nicht im Spiel und deswegen vermeide ich das anecken an Fremdfahrzeugen durch gegenlenken. Im Ziel sind wir tatsächlich 14 Sek. schneller als bei der ersten Durchfahrt.

Auf zu WP 4. 

Nach der super Zeit von WP3 bin ich auch für WP 4 guter Dinge. Aber es geht schon mit einem kleinen Schreck los. Ich hab meinen Helm nicht zu gemacht, schnell den Handschuh aus und am Kinnriemen gefummelt. Ich hab aber nur noch13 Sek. bis zum Start, also Handschuh wieder an und einfach nicht gegen die Bäume fahren, dann braucht man auch keinen Helm. Die WP ist noch um einiges ausgefahrener als beim ersten Mal, aber wir wissen um die Schwierigkeiten und gleichen es mit Mut aus. Zum Schluss geht’s nochmal durch den Tunnel. Diesmal stehen wir schon am Anfang der Kurve quer und zieh das bis hinter die Unterführung durch. Zack, wieder 4 Sek. schneller als beim ersten Mal, das läuft und langsam komm ich in Fahrt. Nur leider war das schon die vorletzte WP.

WP5

ist dann die dritte Überfahrt von WP1. Ich hab mir fest vorgenommen keine Verbremser einzubauen und den Fehler von den ersten beiden Durchfahrten, wo ich kurz vor Schluss, an einer 2 links, viel zu quer kam, auch auszumerzen. Gesagt getan, alles läuft planmäßig, nur die Bodenwellen sind die Härte, ein Kaventsmann der letzten WPs hat auch meinen linken Dämpfer völlig zerstört. Das Öl ist ausgelaufen und die Feder hängt nicht mehr in ihre Führung, doch das haben wir nicht bemerkt. Das seltsame Bocken an der Achse vorne, könnte auch am starken Seegang draußen liegen. So reden wir uns beide die Welt schön, wird schon alles noch bis zum Ende halten.

Ich mute meinem Schatz (damit ist nicht Norman gemeint) nochmal extreme Löcher zu, das muss ein Rallyauto abkönnen. Zum Glück lenkt man eine BMW mit der Hinterachse und so brauchen die vorderen Räder nur selten Bodenkontakt und ich benutze das Lenkrad als Ablage für meine Hände. Die rutschige links 2 schaffen wir auch ohne Quersteher und danach kommt eine 5 rechts von Asphalt auf Schotter in ein Waldstück hinein. Beim ersten Durchgang hab ich ca. 100 km/h drauf. Beim 2 Durchgang traue ich mich mit 120 durch. Beim dritten Durchgang beschleunige ich aus der 2 links optimal raus, dritter Gang rein und nochmal ein paar Zuschauer gegrüßt, dann den vierten rein und kurz vorm Übergang auf Schotter lupfe ich für einen Bruchteil einer Sekunde das Gas, nöö sag ich mir und kneif die Arschbacken zusammen, hier kannste stehen lassen und wir heizen mit ca. 140km/h in den Wald hinein. Um den anschließenden Abzweig noch zu erwischen, reiß ich an der Handbremse und der Wagen lenkt schön in die gewünschte Richtung. Danach geht’s durch Ziel, geschafft, ich hätte noch Lust auf mehr und bin gerade gut drauf, nur mein Auto ist da ganz anderer Meinung. Bei der Siegerehrung, drückt mich Normans Mutter und ist sichtlich zufrieden ihren Sprössling wieder zu haben. Als Abschluss, bleibt mir nur der Dank an alle die mich unterstützen und mir Mut machen, besonders an Sandro der sich voll ins Zeug geschmissen hat, um mir den Start bei der Fontane zu ermöglichen. Nicht zu vergessen, all meine Sponsoren, ohne die ich kein Lack auf dem Auto hätte und nackt starten müsste, Dank an Autohaus Neumann, TNT Offroad und meine Freunde aus dem gvrc und nicht zu Letzt an meine beiden Frauen.

Bis zum nächsten Mal.