Lausitz Rallye Nat.A 2010

14.10 - 16.10.2010
Wie lange hab ich mir das schon gewünscht und endlich war es soweit, einmal die Lausitzrallye selber fahren. Für alle die es gleich wissen wollen: wir sind 3. in unserer Klasse geworden und 13. in der Gesamtwertung. Im Vorfeld hatten wir viel Zeit um das Auto vorzubereiten, doch wie immer haben wir es erst kurz vorher erst fertig bekommen. Leider hab ich 3 Tage vor der Rallye festgestellt, dass der Motor ordentlich undicht ist. Zum Glück konnte das beim Autohaus Rauer noch auf den letzten Drücker behoben werden, die haben mir dann auch noch gleich den Heizkühler getauscht, sodass wir keine Probleme mit beschlagenen Scheiben bekommen konnten. Ich hatte schon Tage vorher schlaflose Nächte und ließ mir alles Mögliche zur Rallye noch mal durch den Kopf gehen. Höher gelegt hatte Sandro den Wagen schon, härtere Federn für vorn hatte er auch verbaut. 

Es gab unzählige Sachen zu bedenken, allein was man alles mitschleppen musste. Damit ich nichts vergessen konnte, hab ich mir eine Checkliste erstellt. Dann war es endlich soweit, aber schon auf der Hinfahrt hab ich mich verfahren, ich bin halt ein "Navigationsidiot". Damit mir so was nicht auf den Verbindungsetappen passiert, hatte ich Bastian Pfeiffer als Co engagiert. Mit dessen Golf sind wir dann auch am Freitag die WP´s abgefahren. Damit ich mir die schwierigsten Stellen besser einprägen konnte, hab ich ein Onboardvideo vom Aufschrieb erstellt. Zu meiner Schande muss ich zugeben, dass wir das Tempolimit nicht immer einhalten konnten. Die WP´s hatten unendlich lange Geraden mit sehr schnellen Kurven, sodass wir bei einer Geschwindigkeit von 30 km/h, wie vorgeschrieben, heute noch auf der Strecke wären. Am Tag der Rallye, war ich mächtig nervös, ich hatte ganz schön Bammel vor den schnellen Kurven, so was bin ich noch nie gefahren.

Basti war dafür umso entspannter, keine Ahnung wie der das macht, aber mir ging die Düse.

Drifte jenseits der 100 Km/h sind völliges Neuland für mich gewesen. Dementsprechend war ich auch recht vorsichtig auf der ersten WP Mulkwitz. Doch erstaunlicherweise ging es einfacher als ich dachte und vor allem machte es einen höllischen Spaß. Im Großen und Ganzen war unser erster Ausritt ganz o.k. und wir hatten ja noch 4 sehr lange WP´s vor uns, also erst mal zum Service. Dort hatte die Mechanikercrew um Sandro, 20 min Zeit um den Wagen wieder flott zu bekommen. Nach einer WP die 15 km durch Sand, Schlamm und Dreck geht, fährt sich das Auto wie ne Rüttelpatte. Kein Wunder, denn eine Felge war auch ordentlich verbeult und die restlichen drei, durch den ganzen Dreck, völlig Unwucht. Als die Räder 5min vor Ablauf der Servicezeit noch nicht drauf waren, bekam ich schon bedenken sie würden es nicht rechtzeitig schaffen. Sandro musste noch die Bremse hinten zusammenstecken und alle Räder nachziehen. 1.30 min vor Ablauf der Zeit stiegen wir einfach ins Auto und wurden dann auch netterweise abgebockt. So schafften wir es gerade so zum Stempeln ohne eine Strafzeit zu kriegen. Jetzt stand die legendäre WP Reichwalde auf dem Plan, über 20 km lang, sehr schnelle und viele Sprünge. Diesmal machte ich mir nur Sorgen um mein Auto, eine harte Landung kann das Aus für die ganze Rallye bedeuten, also bloß nichts übertreiben, sagte ich mir.

Am Ende der Prüfung hätte ich beinahe ein kleines Holzschild umgefahren und mir war schnell klar, dass ich zu vorsichtig war. An den Sprüngen wäre viel mehr drin gewesen, aber lieber so, als das Auto an der ersten Sprungkuppe zu zerstören. Im Ziel beschloss ich mit Basti die Sprünge bei der 2. Durchfahrt von Reichwalde etwas schneller zu nehmen, aber erstmals ging's auf zum 2. Service. Diesmal entschieden Sandro und ich, die Bremse hinten nicht zu zerlegen, um Zeit zu sparen. Das war ein guter Plan, denn nun waren wir rechtzeitig mit allen Arbeiten fertig und liefen nicht Gefahr eine Strafzeit zu kassieren. Die 3. WP an diesem Tag war Nochten. Das Streckenlayout war noch viel schneller als bei den vorangegangenen Prüfungen und gleich am Start rüttelte es uns, in den ausgefahrenen Beschleunigungswellen, heftig durch. Auf dieser WP sah man schon die ersten Opfer dieser Rallye und wir hofften, dass wir nicht dazugehören würden. Trotz einiger extrem harter Einschläge in diversen Löchern überstanden wir diese Strecke ziemlich unbeschadet. Das war auch gut so, denn ohne weiteren Service ging es gleich weiter zur WP 4 Mulkwitz B. Das war die gleiche WP wie am Morgen, nur hatte sie einen anderen Anfang.

Der beinhaltete einen Rundkurs mit einer Runde, sodass man 2x über den Superjump musste. Wir waren uns schon beim Aufschrieb einig, nix für die Zuschauer zu riskieren und auf dem Rundkurs auf Nummer sicher zu fahren. Das war auch soweit o.k., aber als wir aus dem Rundkurs raus fuhren, wären wir fast in einer tiefen sandigen Kurve stecken geblieben (Video bei 2,55min), ich hatte mich mal wieder verschalten. Auf dem Rest der WP hab ich dann noch einen Zahn zugelegt. Basti musste mich an vielen Stellen pushen. Eine lustige Diskussion im Auto lief so ab. (Kann man im Video bei 3,32min sehen)


Basti: links 4 cut, weiter, Gas, Gas, Gas

Ich: neeee (lass mal, ist mir schon schnell genug)

Basti: doch, doch (jetzt mach halt was ich dir Ansage)

Viele Stellen waren aber schon so tief ausgefahrenen, dass es sich wie auf Schienen fuhr. Man musste nur einhängen und nicht aus der Spur rutschen. An einer Stelle passierten wir einen der vielen Ausgefallenen und dabei hätte ich beinahe die anschließende 90 Grad Kurve verpasst. Irgendwo im letzten Drittel fing das Auto an zu dröhnen und ich dachte, der läuft nicht mehr richtig rund. Zu allem Überfluss übertrug das Mikro der Sprechanlage, diesen fiesen Ton genau in mein Gehirn. Deswegen fuhr ich noch schneller, damit wir möglichst bald im Ziel ankommen und die Helme absetzen können. Im Service stellt sich heraus, dass wir ein Stück vom Auspuff verloren hatten. Das Heckblech hatten wir uns in den extrem tiefen Spuren auch aufgerissen. Aber das sind alles Peanuts, das kann der BMW ab. Auf zur Letzten WP Reichwalde 2. Diesmal mit mehr Speed über die Sprünge, doch schon nach der ersten Kuppe schlagen wir hart ein. An dem 200m darauf folgendem Sprung, mach ich wieder  langsamer, die restlichen Jumps nehmen wir mit Schmackes.

Eigentlich hatten wir uns vorgenommen, das letzte Drittel vorsichtig anzugehen. Zum einen, weil die Strecke natürlich viel ausgefahrener ist als beim ersten Mal und zum anderen, weil man am Schluss nicht noch ausfallen möchte. Aber es lief so schön rund und machte so eine Laune, die Karre vor den Kurven mit einem gekonnten Gegenschwung anzustellen, dass ich, anstatt langsamer zu machen, immer schneller wurde. Ich kam mir wie ein richtiger Rallyefahrer vor, es passte alles so gut und wir heizten einfach weiter durch die engen Waldwege. Ich war wie in einem Rausch, das war die geilste Rallye die ich je gefahren bin. Im Ziel waren wir über 18 Sek. schneller als bei der ersten Durchfahrt, trotz ausgefahrener Piste. Meinetwegen hätte diese Rallye noch viel länger sein können.

Im Servicepark angekommen war ich noch völlig euphorisch und freute mich wie ein kleines Kind. Es ist schon eine reife Leistung hier das Ziel zu erreichen, denn die Lausitz hat eine fast 50-prozentige Ausfallquote. Dazu gehört natürlich auch viel Glück, wie sich am Sonntag, beim Aufladen des BMW´s herausstellt. Der ließ sich nämlich nicht mehr fahren, weil die Kupplung ihren Geist aufgegeben hatte.

Zum Schluss bleibt mir nur noch eins, und zwar allen zu danken, die mich unterstützen. Auch die Fotografen sollen nicht unerwähnt bleiben, die mir zum Teil sogar kostenlos ihre Aufnahmen zur Verfügung gestellt haben.

Bis zur nächsten Rallye euer Jürgen

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